Digitale Gipsabguss-Sammlung

Herzlich Willkommen auf der Seite der Digitalen Abgusssammlung Marburgs. Die hier präsentierten 3D-Modelle wurden zu Übungszwecken im Rahmen der Lehrveranstaltung "Visualisierungen im Bereich des kulturellen Erbes" an der Philipps-Universität Marburg erstellt. Ziel des Teilprojektes war es, die aktuell nicht öffentlich zugänglichen, analogen Abgüsse mittels digitaler Methoden - wie dem hier angewandten photogrammetischen Verfahrens - barrierefrei verfügbar zu machen. Dafür wurde eine Vielzahl an Fotos aufgenommen, die mithilfe der Software Agisoft in digitale 3D-Modelle transferiert wurden. Alle Besucher:innen sind herzlich eingeladen, zu flanieren und die Abgüsse Marburgs zu entdecken. Aktuell sind vier Abgüsse eingepflegt, die eine zeitliche Bandbreite der wiedergegebenen Originalen von der Dresdner Mänade, deren griech. Vorbild ca. 330 v. Chr. geschaffen wurde, bis zur 1801 entstandenen Büste des Kunsttheoretikers Friedrich Gilly abbildet. Fortsetzung folgt...



Caracalla Farnese

Entstehungszeit: um 3. Jh. n. Chr.

Caracalla (188-217 n. Chr.) war von 211 bis zu seinem Tod im Jahr 217 römischer Kaiser. Sein offizieller Kaisername lautete Markcus Aurelius Severus Antoninus. Ursprünglich wurde er durch seinen Vater gemeinsam mit seinem Bruder Geta zum Herrscher erhoben, jedoch ließ Caracalla Geta und dessen Anhänger töten, sodass er als Alleinherrscher regierte. Ihm wurden die drei Eigenschaften Leichtsinn, Feigheit und Tollkühnheit zugeordnet. Mit seinem Namen Carcallas wird außerdem ein Rechtsakt verbunden, der das soziale Gefüge des Römischen Reiches von Grund auf veränderte, indem er verfügte, dass alle freien Untertanen das römische Bürgerrecht erhalten sollten. Die hier dargestellte Caracalla-Büste wird als Typus 3 bezeichnet, da es mehrere Abbildungen von dem Herrscher gibt. Er gab sie selbst in Auftrag mit der Aufgabe, sein Porträt völlig anders darzustellen als bisher. Auffällig dabei ist, dass Typus 3 durch den stark zur Seite gewendeten Kopf und die Kräuselung der Stirn wesentlich ausdruckstärker ist als bisherige Abbildungen. Schon zu Caracallas Lebzeiten wurde die Büste als äußerst außergewöhnlich aufgefasst und in folgenden Abbildungen wieder neutraler dargestellt.

Kurztext erstellt von Lucie Linke, Neele Hilsberg, Leonie Simon (Datum: 06.07.2022).

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Dresdner Mänade


Ursp. Aufstellungsort: Akropolis in Pergamon
Originalgröße: H. 45,5 cm, B. 14,0 cm, T. 14,0 cm
Künstler: vielleicht nach einer verl. Marmorstatue des Skopas von Paros aus der Zeit um 330 v. Chr.

Als Mänaden bezeichnet man sowohl die mythischen Begleiterinnen der dionysischen Züge als auch die historisch belegbaren Kultanhängerinnen. Das Bild der Mänade und des mänadischen Kultes wurden bereits in der Antike stark durch die Tragödie Die Bakchen des Euripides geprägt. In der Kunst und der Mythologie sind die Mänaden Begleiterinnen des Dionysos. Sie sind vor allem in späteren Darstellungen in Reh- oder Leopardenfell gehüllt und tragen Binden, Hauben, Becken, Flöten und in der Hand den Thyrsos. Ursprünglich war bei der Dresdner Mänade der rechte Arm gesenkt; die Hand hielt das Messer, mit dem eine Ziege zerteilt worden ist. Sie wird als verkleinerte Wiederholung eines großformatigen griechischen Vorbilds angesehen. Es lassen sich von ihr keine Repliken nachweisen. Daher könnte sie auch, als maßgleiche Kopie, ein kleinformatiges Original überliefern. Mehreren Epigrammen und einer längeren Beschreibung des spätantiken Redners Kallistratos zufolge hat der Bildhauer Skopas von Paros die Skulptur einer rasenden Bakche geschaffen, deren Aufstellungsort in keiner Quelle Erwähnung findet: »Die Bakche ist zwar aus parischem Marmor, doch der Bildhauer flößte dem Stein Leben ein. Sie springt wie von Dionysos berauscht. Skopas, deine Kunst, die Götter hervorbringt, ersann ein unglaubliches Wunderwerk, eine rasende Thyiade [Bakche], die eine Ziege tötet.«

Kurztext erstellt von Franziska Schildgen, Malina Strasser, Wiebke Grimm (Datum: 06.07.2022).

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Püsterich

Entstehungszeit: 1. Hälfte 12. Jahrhundert
Originalgröße: 23,5 cm
Künstler: unbekannt

Vorgänger der Püsteriche waren bereits in der Antike als Heronsbälle bekannt. Sie gelten als frühester Dampfapparat, zunächst ohne Nutzen als Kuriosa. Feueranbläser hatten schon früh menschliche Gestalt, oft handelte es sich um nackte, volumniöse hockende Figuren, welche die eine Hand zur Stirn erhoben haben, während die andere auf dem aufgestellten Knie oder der Hüfte ruht. Die Figur wurde mit Wasser gefüllt auf ein Feuer gestellt, durch die Dampfbildung entstand Druck, der durch die Öffnungen an Mund und Nase entweichen konnte. Die genaue Funktion über das Feueranblasen hinaus ist unklar. Figuren dieser Art aus Ton, Bronze oder Kupferlegierungen sind auch aus Italien, Frankreich, Holland, England und der Schweiz bekannt.

Kurztext erstellt von Angelika Erlemann, Maria Timm, Antonia Massenberg (Datum: 06.07.2022).

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Die Büste des Friedrich Gilly

Entstehungszeit: 1801
Originalgröße: 65 cm (Höhe)
Künstler: Johann Gottfried Schadow

Abgebildet ist der preußische Architekt Friedrich Gilly (1772-1800) , der an der Berliner Akademie studierte. Beeinflusst wurde vor allem von der französischen Revolutionsarchitektur und leistete anschließend einen großen Beitrag zur neogotischen Architektur durch die Rekonstruktion der Marienburg in Malbork, Polen. Ende des 18. Jahrhunderts entwarf er viele Bauwerke in Berlin und wurde 1799 zum Professor an der Bauakademie ernannt. Johann Gottfried Schadow (1764-1850) war Bildhauer und Künstler, der unter anderem die Quadriga des Brandenburger Tors schuf und von 1788 bis 1817 Direktor der Hofbildhauerwerkstatt und Oberbeaufsichtigter über alle Bildhauer war, wodurch er in engem Kontakt zu vielen Architekten stand. Durch diese Verbindung entstand auch die Büste von Gilly, die 1801 von Freunden und Schülern der Bauakademie beauftragt und 1802 im Lehrerzimmer der Bauakademie enthüllt wurde. Die Büste fertigte Schadow aus dem Gedächtnis, da Gilly durch eine Krankheit bereits sehr entstellt war, sodass sein Abbild eine idealisierte Darstellung mit kurzen Locken und Koteletten zeigt, die dem klassizistischen Ideal entsprach.

Kurztext erstellt von Paul Egerlandt, Valerie Liebs, Janine Liebs, Toni Ketges (Datum: 06.07.2022).

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3D-Scan wird noch eingefügt